AUSSTELLUNGEN

FERNE ERDEN - Traditionelle Keramik aus Südamerika, Afrika und Asien

FERNE ERDEN

Traditionelle Keramik aus Südamerika, Afrika und Asien

29. September – 3. November 2024

Mittwoch – Sonntag, 10 – 17 Uhr

Die Herstellung von Gebrauchskeramik gehört zu den ältesten Handwerkskünsten der Welt. Rund um den Globus finden sich Stücke aus den Anfängen menschlicher Besiedlung. Auch der Schriftsteller Rolf Italiaander hat von seinen vielen Reisen um die Welt immer auch Keramiken mitgebracht. Dabei kam es ihm darauf an, typische, sprich traditionelle, Formen auszuwählen. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf die sogenannte Präkolumbische Kunst, auf Exponate also, die vor der legendären Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 durch Christoph Kolumbus entstanden waren. Das älteste Stück in der Sammlung Italiaander ist ein Cuchimilco, eine Tonfigur, die als Grabbeilage diente, und die im 13. Jahrhundert entstanden ist. Sie stammt aus der späten Chancay-Phase in Mittelperu. Ebenfalls aus Peru stammen Gefäße der Chimu (um 1500), die im heute wieder gängigen Reduktionsbrand nachgearbeitet wurden.

Über die Jahrhunderte hinweg hat sich die Tradition der Marajoara-Keramik in Brasilien gehalten. Formen und Dekorationsmuster, wie sie von der Amazonas-Insel Marajo aus der Zeit zwischen 400-1400 bekannt sind, werden bis in die Gegenwart hergestellt, darunter meist  Krüge und andere Wassergefäße. Gleiches gilt für die Igacaba, Urnengefäße aus derselben Zeit. In Mexiko gibt es die Tradition der Lebensbäume bis heute. Ursprünglich stellten sie den Garten Eden dar und bestehen aus zahlreichen anthropomorphen Figuren, die von Blumen und ornamentalen Formen umgeben sind. Sie stellen Elemente wie Sonne, Mond, Vögel und Schlangen dar. Eine Großzahl der südamerikanischen Keramiken dienen als Wassergefäße; Krüge, mit und ohne Deckel und Henkel, dazu einfache Tonschalen für Obst und Gemüse, allesamt in den 1960er Jahren mitgebracht.

Doch auch in Afrika hat Italiaander Keramiken gesammelt; etwa glasierte Drehscheiben-Keramik aus dem Maghreb oder bemalte Tonfiguren aus Angola. Sein Hauptaugenmerk galt dabei den Schmucktellern, Kacheln und Figuren, wie sie im Kongo, in der École des peintres de Poto-Poto, einem Stadtteil von Brazzaville, gefertigt worden waren. Zusammen mit dem Gründer dieser ersten zentralafrikanischen Kunstschule, dem französischen Maler Pierre Lods, hatte Rolf Italiaander in den frühen 50er Jahren dort gearbeitet. Der traditionellen Keramik Asiens, insbesondere der Japans, war vor Jahren eine eigene Schau gewidmet. Daher sind in der gegenwärtigen Ausstellung nur einige herausragende Stücke von den Philippinen und aus Laos, Burma oder Thailand zu sehen, bauchige Deckelgefäße und Krüge, mit Stempel- oder Ritzornamentik verziert, oftmals als Zeremonialgefäße verwendet, um etwa Erntegötter freundlich zu stimmen. Die Ausstellung zeigt ca. 60 Exponate und legt damit ein eindrückliches Zeugnis ab von der handwerklichen Kunstfertigkeit der Menschen aus fernen Ländern und dem Umgang mit ihren Erden.

Bernd M. Kraske

BILDERGALERIE

EINTRITTSPREISE

TERMINE

Eröffnung und Vortrag von Bernd M. Kraske zur Ausstellung
am Sonntag, 29. September 2024 um 11.30 Uhr

Führungen mit Kurator Bernd M. Kraske

KulturKasse in der Stadtbibliothek
(Mo & Do 14-18 Uhr, Di & Fr 10-12 Uhr, Tel. 040/727 508 00; tickets@reinbek.de).

AUSSTELLUNGEN

Poto-Poto – Malerei vom Congo

Poto-Poto

Malerei vom Congo

17. März – 28. April 2024

Mittwoch – Sonntag, 10 – 17 Uhr

Die Ausstellung führt uns nach Zentralafrika, an die Ufer des Congo, und sie führt uns in die frühen 1950er Jahre, als diese Weltgegend noch von französischen und belgischen Kolonial-Behörden verwaltet wurde. In Brazzaville, der Hauptstadt der heutigen Republik Kongo, entstand damals die Ècole de Peinture de Poto-Poto, einer Malschule, gegründet von Pierre Lods, einem jungen französischen Ethnologen und Maler, der mit einer Expedition an den Congo gekommen war. Angetan vom vom Leben im Wald und dem Licht der Tropen entstand der Wunsch nach einer eigenen Kunstwerkstatt. Bald begann er junge Männer ohne Ausbildung und Erfahrung mit Materialien und Schöpfungsmethoden um sich zu sammeln und sie zu ermutigen, nach den Erfahrungen aus der sie umgebenen Welt zu malen, indem er ihnen traditionelle Gegenstände wie Masken, Skulpturen, Sprichwörter und Gedicht aus Afrika zur Verfügung stellte.

Pierre Lods ermutigte seine Schüler, ihre Farbpalette zu erweitern und dazu, ihren Alltag und ihre afrikanischen Sitten und ihr Brauchtum in ihre Malerei einzubeziehen. Farbige Bilder von Masken, Tänzen, von ruralen und rituellen Handlungen entstanden so, auch wurde der umgebende Wald als Motiv bestimmend, als Ort lockender Dämonen und Geister, welche die Träume durchweben. Alltagssituationen wie Jagd und Fischfang oder auch Markt wurden zu Motiven einer erstarkten selbstbewussten und unabhängigen Malergeneration, die sich aus traditioneller Umklammerung löste und sich auch von kolonialer Beeinflussung befreite. Dazu gehört, dass mit einem Male auch Frauen und Kinder Gegenstand bildnerischen Schaffens wurden.

Ein eigener Stil bildete sich heraus, den man Miké-Stil nannte, nach dem gleichlautenden Wort, das in der Stammessprache Lingala „klein“ bedeutet. Zusammengesetzt aus kleinen Figuren – schwarz auf hellem oder farbigem Grund oder farbig auf schwarzem Hintergrund – mit schematischen und schlanken Formen, erinnern sie an die Höhlenmalereien von Tassili (Marokko). Es ist ein Stil, der viel Raum für Abstraktionen lässt. Die farbigen Figuren und Flächen sind dabei schwarz umrandet, Bis heute tragen die Werke aus Poto-Poto das Akronym PPP. Bereits im August 1951 konnte eine erste Ausstellung von 100 Bildern in Brazzaville gezeigt werden. Alle Bilder wurden vom Generalgouvernement aufgekauft. Ein Jahr später stellten die Künstler aus Poto-Poto bereits in Paris aus, und in den Jahren 1955 und 1956 waren sie in New York zu Gast, in mehreren Galerien, die zum Museum für moderne Kunst (MoMA) gehörten. 1958 wurden sie auch zur Weltausstellung nach Brüssel geschickt. Ihre weltweiten Ausstellungsaktivitäten halten bis heute an. In Deutschland war es als Erster Rolf Italiaander, der bereits in 1950er Jahren vor Ort begann, die Maler der Ècole de Peintre de Poto-poto zu unterstützen und ihre Werke zu sammeln. Ca. 150 Kunstwerke umfasst die Sammlung Italiaander. 64 ausgewählten Arbeiten von 19 Malern sind in der Ausstellung zu sehen.

Bernd M. Kraske

BILDERGALERIE

EINTRITTSPREISE

TERMINE

Eröffnung und Vortrag von Bernd M. Kraske zur Ausstellung
am Sonntag, 17. März 2024 um 11.30 Uhr

Führungen mit Kurator Bernd M. Kraske
24. März und 14. April, jeweils 11.30 Uhr

KulturKasse in der Stadtbibliothek
(Mo & Do 14-18 Uhr, Di & Fr 10-12 Uhr, Tel. 040/727 508 00; tickets@reinbek.de).

AUSSTELLUNG

OMOIDE - Erinnerungen an Japan

Menschen, Götter und Dämonen

Kunst aus Bali

26. März – 7. Mai 2023

Mittwoch – Sonntag, 10 – 17 Uhr

Der Schriftsteller und Kunstsammler Rolf Italiaander hat Bali, die westlichste der kleinen Sunda-Inseln, in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrfach bereist. Er folgte den Spuren des deutschen Musikers und Malers Walter Spies, der viele Jahre auf Bali lebte und dort als Anreger und Mentor der Balinesischen Künste wirkte. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Kleinstadt Ubud zum künstlerischen Zentrum der Insel. Heute ist Ubud das wichtigste Touristenzentrum Balis.

Für Italiaander war es typisch, dass er sich sogleich um die Künstler vor Ort kümmerte, mit ihnen über Kunst und Kultur diskutierte und viele ihrer Kunstwerke mit nach Hause brachte. So entstand eine der größten Sammlungen Balinesischer Kunst in Deutschland, deren wichtigste Exponate nun im Schloss Reinbek zu sehen sind.

Gezeigt werden Bilder von Malern, deren Namen wir kennen, aber kaum einmal etwas aus ihrem Leben. Meist waren es Bauern, die in ihrer ländlichen Gemeinschaft lebten und erst durch Walter Spies zur Malerei angeregt wurden. Und so entstanden Bilder aus ihrem Alltag: Reisanbau und Ernte, Fischfang und Tierzucht spielen dabei die Hauptrolle, eingebettet in eine üppig wuchernde Fauna von kolossaler Farbigkeit. Daneben sind es Szenen von Festen und Feiern, von Sport und Spiel und dem traditionellen Hahnenkampf. Verbrennungsfeierlichkeiten, Tempeldienste, Tänzerinnen und Umzüge mit traditionellen Musikinstrumenten, und damit verbundene Szenen aus den wichtigsten hinduistischen Mythologien runden das Spektrum der zu sehenden Werke ab.

In einem seiner letzten Briefe (wohl im Todesjahr 1942) schrieb Spies über die Bedeutung der Kunst auf Bali: „Für einen Balinesen ist das Leben die herrliche, heilige Tatsache; die Religion ist lebendig und ist da, um das Leben lieben und leben zu lehren, und die Kunst ist lebendig und ist da, um die Heiligkeit des Lebens zu preisen. Kunst ist hier nicht außerhalb des Lebens oder des Glaubens! … Das Leben ist’s gerade, worauf man sich freut, was man nicht genug genießen kann, und versucht, durch das Gebet der Kunst die Herrlichkeit des Lebens zu betonen, sie räumlich oder zeitlich festzulegen, beinahe zu beschwören. … Darum kann beinahe jeder Balinese malen, beinah jeder tanzen oder im Gamelan spielen, ebenso wie er im Reisfeld arbeitet oder die Schweine füttert. Und eine Frau macht mit derselben Selbstverständlichkeit die phantastischsten Kunstwerke für den Tempel oder webt die herrlichsten Goldbrokate, wie sie Kinder gebärt, kocht oder sich mit der Nachbarin zankt. Alles ist eins, und es ist Leben, und es ist heilig!“

Bernd M. Kraske

BILDERGALERIE

AUSSTELLUNG

OMOIDE - Erinnerungen an Japan

OMOIDE

Erinnerungen an Japan – Aus der Sammlung der Familie Donati

01. Mai – 12. Juni 22

Aus dem Besitz des vor zwei Jahren verstorbenen Bernhard Donati zeigt die Ausstellung Erinnerungsstücke aus der Zeit seiner Eltern in Japan. Diese hatten von 1923 bis 1927 in Kamakura in der Nähe von Tokyo gelebt, wo Donatis Vater im Auftrag von Siemens das erste deutsche Industriewerk in Japan aufbaute. Die Donatis hatten sich natürlich japanisch eingerichtet und nach ihrer Rückkehr in die Heimat sehr viele ihrer japanischen Erwerbungen mitgebracht. Der 1929 geborene Sohn Bernhard lebte bis zu seinem Tod in diesem Interieur, das er um weitere Stücke erweiterte.

Man erinnert sich: Kunst und Kunsthandwerk haben in Japan eine große Tradition, von der Lackkunst (Inro) im 12. Jahrhundert über Keramik und Porzellan bis zur Metallkunst am Schwert (Tsuba), den Holzschnitten und Elfenbeinschnitzereien (Netzukes und Okimonos) hauptsächlich des 19. Jahrhunderts. Durch die nahezu vollkommene Abschottung des Landes gegen die Außenwelt Mitte des 17. Jahrhunderts versiegte jeglicher Einfluss aus anderen Kulturen für mehr als 200 Jahre. Nur sehr langsam öffnete sich das Land wieder, bis im Jahr 1867, der letzte Shogun (Regierender Feldherr) gezwungen wurde, die Macht in die Hände des jungen Kaisers Mutsohito zurück zu geben. Nach der Öffnung des Landes erschloss sich für das Kunsthandwerk Japans eine zusätzliche, bestimmende Richtung: Die Gestaltung interessanter, für den Export geeigneter Kunst- und Gebrauchsgegenstände, wie z.B. Möbel, Schmuck, Teegeschirre und kleine Salzstreuer etwa, aus Sterling-Silber. In Europa und den USA führte das schließlich zum sogenannten Japonismus.

Die Ausstellung zeigt farbige Holzdrucke und Rollbilder (Kakemono) ebenso wie kunstvoll gefertigte Möbelstücke, dazu Porzellane aus den Manufakturen Satsuma, Imari und Kutani sowie Feuerschalen (Hibachi) und silberne Gebrauchsgegenstände. Besonderes Gewicht kommt dabei den Netsukes zu, kleinen geschnitzten Figuren, die als Bremsknopf zur Befestigung eines an zwei Schnüren hängenden Behältnisses am Gürtel (Obi) des taschenlosen Kimonos dienen. In solchen Behältnissen (Inro) wurden Siegel, Tabak oder auch Medizin bewahrt. Die Tsubas schließlich sind aus Metall geschmiedete und kunstvoll verzierte Stichblätter des traditionellen Samuraischwerts. Alle diese Exponate zeugen von der hohen Kunstfertigkeit japanischer Handwerker.

Bernd M. Kraske

BILDERGALERIE

Sexus-Kult-Form_Sammlung Italiaander_Schloss Reinbek

FERNE WELTEN

ASIATISCHE GLAUBENSMYTHEN

13.06. – 15.08.2021

Glaubensmythen im asiatischen Kontinent nachzuspüren heißt, sich einlassen auf ferne Welten, auf ferne Lebens- und Gesellschaftsformen, auf ferne Ethnien und religiöse Vorstellungen. Fern soll hier nicht nur fremd bedeuten, sondern vor allem jenseits unserer Erfahrungswelten, aber auch fern mittlerweile der Lebenswirklichkeit vieler Menschen in Asien.

Als der Sammler der hier gezeigten Exponate, Rolf Italiaander, die Länder Asiens in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bereiste, sah er sich noch mit gelebten Glaubenstraditionen konfrontiert. Hinduistische und buddhistische Riten waren noch an der Tagesordnung, das Kastenwesen in Indien wurde trotz seiner staatlichen Aufhebung noch praktiziert, sogar „Heilige Kühe“ konnte er in Indien noch antreffen.
Italiaander war fasziniert von dieser Welt, in der alles nebeneinander existierte: modernste Technik und uralte agrarische Formen, die unterschiedlichsten religiösen Bräuche und Mythen, gelebt und praktiziert von den Einen und belächelt von den Anderen.

Die meisten Menschen verehrten und verehren bis heute ihre traditionellen Götter, ohne allerdings kaum mehr deren Namen und ihre Bedeutungen zu kennen. Die oftmals übergroßen Tempel mit ihren so prächtigen Bildnissen vermitteln nach wie vor eine Ahnung vom Anhauch eines göttlichen Geistes, und so werden sie noch immer besucht, und man schickt sich dabei in die traditionellen Handhabungen des Spendens, Schenkens und Schmückens. Gebetsfahnen, Götter- und Buddhafiguren finden sich in vielen Haushalten, folgen getreu den Sinn und Identität schenkenden Impulsen einer Jahrhundertealten Kultur, laden ein zu Ruhe und Kontemplation.

Die Ausstellung versucht Einblicke in asiatische Lebens- und Glaubensformen zu geben, indem sie Bilder, Buddhas, Tempelfahnen, Götterstatuen aus Indien, Bali, Thailand, Myanmar, Nepal, Tibet, Kambodscha und Japan zu einem asiatischen Kaleidoskop versammelt, das uns eine Welt zeigt, voller Anmut und Schönheit und doch so rätselhaft fern.

Bernd M. Kraske

BILDERGALERIE

Hamburgische Sezession

Otto Fischer-Trachau: Komposition in Blau. Öl / Lwd., 1919 / 20. Foto: Sammlung Italiaander

AUFBRUCH

Die Hamburgische Sezession

23.08. – 18.10.2020

Am 14. Dezember 1919 eröffneten Künstlerinnen und Künstler der gerade erst gegründeten Hamburgischen Sezession ihre erste Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle. Es war eine späte Gründung. In München, Berlin, Wien und anderen Städten gab es schon seit den 1890er Jahren derartige Künstlervereinigungen. In Hamburg brauchte es erst den gesellschaftlichen Wandel nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Zerfall des Kaiserreiches. Neues sollte entstehen; auch und gerade in der Kunst. 

Den Sezessionisten ging es im Allgemeinen um eine bewusste und programmatische Abspaltung von herkömmlichen und offiziellen Künstlervereinigungen und um einen Aufbruch zu neuen Zielen. In Hamburg wollte man vorrangig die Künste zur Geltung bringen, ihnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung sichern. Künstler aus Literatur, Architektur, Musik und Theater waren bei den diversen, bis heute berühmten Künstlerfesten willkommen. Man verstand sich als gemeinsame Elite, allein der jeweiligen künstlerischen Qualität verantwortlich. 

Einen einheitlichen Stil gab es allerdings nicht. In den Werken der Sezessionisten spiegeln sich die künstlerischen Strömungen ihrer Zeit wieder; des Expressionismus etwa oder auch der Neuen Sachlichkeit. Manche standen unter dem Einfluss der Arbeiten Edvard Munchs, andere suchten den Anschluss an die Pariser Schulen der 20er Jahre. 

Als sich 1933 die Hamburgische Sezession selbst auflöste, um einem Nazi-Verbot zuvor zu kommen, hatten 52 Künstlerpersönlichkeiten an den diversen Gemeinschaftsausstellungen teilgenommen. Die erneute Gründung im Jahr 1945 blieb weitgehend ohne Widerhall; sie wurde 1952 wieder aufgelöst.

Die Ausstellung präsentiert 34 Werke von 16 Künstlerinnen und Künstlern, die der Sammler Rolf Italiaander zusammengetragen hat. Nicht alle Exponate stammen dabei aus der Sezessionszeit. Etliche sind nach dem Krieg entstanden, als Italiaander als Erster Sekretär der Hamburger Akademie der Künste zu vielen der ehemaligen Sezessionisten in freundschaftlichem Kontakt stand. 

Bernd M. Kraske

BILDERGALERIE

Sexus-Kult-Form_Sammlung Italiaander_Schloss Reinbek

Foto: Sammlung Italiaander, Ausstellungsplakat SEXUS – KULT – FORM 2019

SEXUS – KULT – FORM

Afrikas Skulpturen-Sprache

19.05. – 19.09.2019

Die Skulpturenwelt Afrikas ist so differenziert und vielfältig wie die Ethnien, die sie hervorgebracht haben. Seit den 1930er Jahren hat Rolf Italiaander den schwarzen Kontinent immer wieder durchreist und die in dieser Ausstellung zu sehenden Exponate vor Ort gesammelt. Meist sind die Skulpturen aus Holz gefertigt, einem auf Grund des extremen Klimas nur kurzlebigem Material. In der Regel handelt es sich dabei um Kultgegenstände, die, je nach Stammesreligion, bei Tänzen und Prozessionen getragen werden, auch bei Ernte- und Bestattungsfeiern oder bei Initiationen in die Erwachsenenwelt. Oftmals werden dabei Ahnen dargestellt, da man bei ihnen Schutz sucht aber auch Erleuchtung, den eigenen Lebensweg sicher und erfolgreich zu gehen.

An erster Stelle steht dabei der Wunsch nach Fruchtbarkeit, nach zahlreichen Kindern, die das Alter sichern helfen. Die Überbetonung der Geschlechtsmerkmale bei weiblichen wie männlichen Figuren ist daher ebenso auffallend wie natürlich. Die Bitte um Fruchtbarkeit schließt natürlich die um Regen und gute Ernte mit ein. Die Maske und Statuen sind dabei Sinnbilder für die in kultischen Handlungen vergegenwärtigten Kräfte. Diese springen bei rituellen Handlungen vom Ausführenden auf die anwesende Gruppe über. Insbesondere gilt dies für die Träger von Masken, die im Tanz etwa metaphysische Kräfte verströmen. Böse Geister werden so gebannt, gute milde gestimmt. So ist es auch ganz selbstverständlich, dass Gegenstände des täglichen Gebrauchs mit magischer Medizin imprägniert werden, um etwaigen Dieben Schaden zuzufügen.

Als Rolf Italiaander Afrika bereiste, waren derlei Rituale noch an der Tagesordnung. Erst durch die ignorante Rücksichtslosigkeit der meisten Kolonialherren, wurden viele Ethnien aus ihren angestammten Gebieten vertrieben und ihre endogenen Kulturen als primitiv denunziert. Heute wissen wir, dass der Formenreichtum der Afrikanischen Kunst die Moderne Europas inspirierte und sie recht eigentlich auf den Weg brachte.

Bernd M. Kraske

Teile diese Seite